Die Østerlarskirche ist die älteste und größte Rundkirche Bornholms – ein Bauwerk, das militärische Zweckmäßigkeit mit religiöser Bedeutung verbindet. Ihr runder Grundriss, die über zwei Meter dicken Granitmauern und der zentrale Mittelpfeiler mit mittelalterlichen Fresken machen sie zu einem architektonischen Unikat. Ursprünglich als Wehrkirche errichtet, diente sie nicht nur als Ort für Gottesdienste, sondern auch als Zufluchtsstätte bei Angriffen. Heute zählt sie zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Bornholm und zieht jährlich Tausende Besucher an, die sich für Geschichte, Baukunst und das besondere Zusammenspiel von Schutzbau und Sakralraum interessieren.
Die Østerlarskirche wurde um das Jahr 1150 erbaut und ist die älteste sowie größte der vier Rundkirchen Bornholms. Sie entstand in einer Zeit wiederholter Angriffe durch Piraten und slawische Wenden, die ihre Vorherrschaft im südlichen Ostseeraum verteidigen wollten. Die Kirche diente deshalb nicht nur als Gotteshaus, sondern auch als Wehrkirche. Ihre massive, runde Bauweise mit drei übereinanderliegenden Stockwerken bot der umliegenden Bevölkerung Schutz bei Angriffen.
Der Name Østerlars geht auf den Heiligen Laurentius zurück, den Schutzpatron der Kirche. Der heutige Name entstand im 16. Jahrhundert zur Unterscheidung von der Nylarskirche: „Øster“ steht für Osten, „Lars“ für Laurentius. Die Kirche fand ihre erste schriftliche Erwähnung am 30. August 1332.
Mit der Taufe König Harald Blauzahns um 960 begann auf Bornholm allmählich die Christianisierung, nachdem frühere Missionsversuche gescheitert waren. Der Rundbau der Østerlarskirche, datiert auf etwa 1160, gehört zu den ersten monumentalen Kirchenbauten dieser neuen Glaubensordnung auf der Insel.
Im Laufe der Jahrhunderte erfuhr die Kirche mehrere Umbauten. Der freistehende Glockenturm wurde später ergänzt und diente ursprünglich ebenfalls Verteidigungszwecken. Besondere Bedeutung erlangte die Kirche im 19. Jahrhundert, als man unter Putzschichten eindrucksvolle Kalkmalereien aus dem 14. Jahrhundert entdeckte. Sie zeigen Szenen aus dem Leben Jesu und das Jüngste Gericht und gelten heute als kunsthistorisch bedeutend.
Die Østerlarskirche wird seit Jahrzehnten immer wieder mit den legendären Tempelrittern in Verbindung gebracht. Diese Verbindung beruht vor allem auf der außergewöhnlichen Architektur der Kirche. Denn die runde Bauweise erinnert an die Grabeskirche in Jerusalem, einen zentralen Ort der Tempelritter, sowie an die Kirche von Tomar in Portugal, die nachweislich von den Templern errichtet wurde.
Der dänische Autor Erling Haagensen hat die Theorie aufgestellt, dass die vier Bornholmer Rundkirchen – darunter Østerlars – nach einem geheimen Muster angeordnet wurden, das mit dem Wissen oder den Interessen der Tempelritter zusammenhängen könnte. Besonders mysteriös ist ein unter der Østerlarskirche entdeckter Hohlraum, dessen Ausmaß durch moderne Messungen bestätigt wurde, der aber bislang nicht archäologisch untersucht werden durfte.
Spekulationen zufolge könnte sich dort ein Teil des sagenumwobenen Templerschatzes oder geheimes Wissen des Ordens befinden. Zwar gibt es keine gesicherten Beweise für eine direkte Verbindung, doch die Legenden und architektonischen Parallelen sorgen bis heute für anhaltende Faszination und zahlreiche Spekulationen rund um die Østerlarskirche
Die Østerlarskirche ist die größte und bekannteste Rundkirche Bornholms. Ihr Baukörper mit einem Durchmesser von 16 Metern besteht aus massivem Bornholmer Granit. Die Mauern sind teils über zwei Meter dick. Die Kirche umfasst drei übereinanderliegende Stockwerke: den Kirchenraum im Erdgeschoss sowie zwei obere Etagen, die ursprünglich als Wehr- und Lagergeschosse dienten.
Zentraler Bestandteil des Gebäudes ist der mächtige, hohle Mittelpfeiler, der sich durch alle drei Stockwerke zieht. In seinem Inneren befindet sich der Taufraum. An der Außenseite des Pfeilers sind mittelalterliche Fresken zu sehen, die Szenen aus dem Leben Jesu zeigen – sie zählen zu den bedeutendsten Kunstwerken der Insel.
Der Kirchenraum wird bis heute für Gottesdienste genutzt. Die Renaissance-Kanzel von 1595 und der kunstvoll geschnitzte Altar aus der Zeit um 1600 sind sehenswert. Eine schmale, in die Außenmauer integrierte Treppe führt in die oberen Etagen. Sie war so angelegt, dass sie im Verteidigungsfall leicht zu sichern war: Der Verteidiger kämpfte mit der rechten Hand von oben, der Angreifer musste von unten mit links agieren.
Die erste Etage diente früher als Lagerraum, die zweite bot im Notfall Schutz für Frauen und Kinder. Die oberste Etage war ausschließlich der Verteidigung vorbehalten und erlaubte einen weiten Blick über die Umgebung. Heute lässt sich hier die komplexe Holzdachkonstruktion bewundern.
Das ursprüngliche flache Dach mit integriertem Wehrgang wurde 1744 durch ein kegelförmiges Dach ersetzt. Die statisch notwendigen Stützpfeiler kamen später hinzu. Auch die Fenster wurden erst in der Reformationszeit vergrößert. Der separate Glockenturm steht auf dem Friedhof – beide Glocken stammen aus dem 17. Jahrhundert und wurden in Lübeck gegossen.
Die Østerlarskirche ist für Besucher fast ganzjährig geöffnet und regelmäßig finden dort auch Konzerte statt. Einen aktuellen Veranstaltungskalender findest du auf der offiziellen Webseite der Østerlarskirche.
Die Öffnungszeiten variieren je nach Saison:
Während Gottesdiensten, Taufen oder Beerdigungen ist die Kirche für Touristen geschlossen.
Der Eintritt beträgt für Erwachsene 30 DKK, für Jugendliche (10–18 Jahre) 10 DKK, Kinder unter 10 Jahren haben freien Eintritt. Die Bezahlung ist in dänischen Kronen, Euro (nur Scheine) sowie mit gängigen Kreditkarten möglich. Während der Hauptsaison werden im Eingangsbereich Postkarten und Informationsheftchen verkauft. Fotografieren ist ohne Blitz erlaubt, um die empfindlichen Fresken zu schützen.
Parkplätze und öffentliche Toiletten sind vorhanden. Die Kirche liegt etwa einen Kilometer nördlich des Dorfes Østerlars und ist gut mit dem Auto oder Fahrrad erreichbar. In der Umgebung bieten sich weitere Sehenswürdigkeiten wie das Bornholmer Mittelalterzentrum für einen abwechslungsreichen Tagesausflug an.