Festung Hammershus — Nordeuropas größte Burgruine auf Bornholm

Hammershus ist zweifellos die berühmteste Sehenswürdigkeit Bornholms – für viele das Must-see der Insel. Die mittelalterliche Festung thront auf einem steilen Granitfelsen an der Nordspitze Bornholms und bietet einen der eindrucksvollsten Ausblicke über die Ostsee. Ihre gewaltigen Mauern, errichtet im 13. Jahrhundert, zeugen von jahrhundertelangen Machtkämpfen zwischen Königen, Bischöfen und Eindringlingen.

Heute lässt sich die weitläufige Ruine frei erkunden – inklusive eines modernen Besucherzentrums, das die Geschichte anschaulich erzählt. Doch nicht nur die Architektur und die Lage faszinieren: Hammershus war einst Schauplatz eines royalen Dramas. Wer genau dort oben gefangen gehalten wurde, erfährst du gleich im Text.

Diese Seite bietet dir nicht nur einen Überblick über die historische Bedeutung von Hammershus, sondern auch praktische Tipps zur Anreise, Parkmöglichkeiten, Wanderwegen in der Umgebung und den besten Zeiten für einen Besuch.

Geschichte von Hammershus

Die Festung Hammershus auf Bornholm ist die größte Burgruine Nordeuropas und ein beeindruckendes Zeugnis mittelalterlicher Machtpolitik. Ursprünglich im 13. Jahrhundert als Zentrum kirchlicher Herrschaft auf einem Klippenfelsen errichtet, war Hammershus jahrhundertelang ein strategischer Schlüsselpunkt in den Machtkämpfen zwischen dem Erzbistum Lund und der dänischen Krone. Die Festung wechselte mehrfach den Besitzer: Mal herrschte die Kirche, mal der König, und auch die Lübecker Hanse besetzte und erweiterte die Anlage im 16. Jahrhundert zu einer der mächtigsten Burganlagen Nordeuropas.

Festungsanlage Hammershus auf Bornholm

Mit dem Aufkommen der Artillerie verlor Hammershus ab dem 17. Jahrhundert jedoch zunehmend an militärischer Bedeutung. Die Burg wurde schließlich aufgegeben und diente fortan als Steinbruch: Die Bornholmer nutzten die Mauern der Festung als günstige Baustoffquelle. Besonders im 18. und 19. Jahrhundert wurden große Mengen an Steinen aus Hammershus für den Bau von Häusern und anderen Gebäuden auf Bornholm, etwa in Rønne, und sogar für Festungsanlagen auf den Erbseninseln (Christiansø) verwendet. Die Anlage verfiel zusehends. Erst 1822 stoppte der dänische Staat den weiteren Abbau und stellte Hammershus unter Denkmalschutz.

Die Geschichte der Burg spiegelt die wechselvolle Herrschaftsgeschichte Bornholms wider: Von einer uneinnehmbaren Festung zu einer Ruine, deren Steine das Fundament vieler moderner Gebäude der Insel bilden. Heute sind die gesicherten Ruinen von Hammershus ein bedeutendes Kulturdenkmal und beliebtes Ausflugsziel.

Prominente Gefangene

Die Gefangenschaft von Leonora Christina auf der Festung Hammershus ist eine der berühmtesten Legenden Bornholms. Leonora Christina war die Tochter des dänischen Königs Christian IV. und galt als eine der gebildetsten Frauen ihrer Zeit. Im Jahr 1660 wurden sie und ihr Ehemann Corfitz Ulfeldt, ein einflussreicher Staatsmann, wegen Landesverrats in der Burg inhaftiert. Die Haft war geprägt von Demütigungen und Entbehrungen, doch Leonora Christina zeigte außergewöhnliche Standhaftigkeit. 

Im März 1661 wagte das Paar einen spektakulären Fluchtversuch: Mit zusammengeknoteten Bettlaken und Brettern seilten sie sich bei Nacht über die steilen Mauern und Klippen ab. Doch ein Unfall verzögerte die Flucht, und bei Tagesanbruch wurden sie von den Wachen gestellt. Die Legende berichtet, dass der Festungskommandant glaubte, nur teuflische Kräfte hätten diesen Fluchtweg ermöglichen können, und Leonora Christina für eine Hexe hielt. Nach dem gescheiterten Versuch wurden die beiden getrennt gefangen gehalten. Ihre Geschichte ist bis heute Symbol für Intrige, Verrat und unbezwingbaren Freiheitswillen.

Aufbau von Hammershus

Hammershus thront spektakulär auf einem 74 Meter hohen Felsen an der Nordwestspitze Bornholms und ist von einer rund 750 Meter langen und neun Meter hohen Ringmauer mit mehreren Flankentürmen umgeben. Die Anlage gliedert sich in einen Innenhof, zwei Außenhöfe und zahlreiche Ruinen von Wohn- und Wirtschaftsgebäuden. Das Herzstück ist der mächtige, rechteckige Mantelturm (Donjon), der einst als letzter Rückzugsort und bester Aussichtspunkt diente und bis heute die Silhouette der Ruine prägt.

Aufbau Festung Hammershus

Die Lage auf dem steilen Felsen machte die Festung von See und Land aus schwer einnehmbar. Angreifer mussten zunächst die Klippen überwinden, dann mehrere Verteidigungsringe mit Wällen, Vorburgen und Mauern durchbrechen. Ein quadratischer Torturm schützte den Zugang zum Innenhof, während ein Wachtturm und eine kleine Schlucht das unbemerkte Näherkommen erschwerten. Die Lübecker verstärkten im 16. Jahrhundert die Mauern zusätzlich mit halbrunden Türmen, um die Verteidigungsfähigkeit zu erhöhen.

Hammershus war für längere Belagerungen ausgelegt. Innerhalb der Mauern gab es neben Wohngebäuden und Ställen auch eine Burgkirche (Kapelle), eine Küche, Getreidespeicher, Scheunen und eine Brauerei. Besonders bemerkenswert sind zwei eigens angelegte Trinkwasserseen, die bis heute erhalten sind und die Wasserversorgung sicherten. Die Kapelle bot Raum für Gebet und religiöse Zeremonien, was die zentrale Rolle des Glaubens im Burgalltag unterstreicht.

In Friedenszeiten lebten vermutlich einige Dutzend Menschen auf der Burg – darunter der Burgherr, Soldaten, Bedienstete, Handwerker und Geistliche. In Kriegszeiten konnte die Zahl deutlich steigen, wenn sich die Bevölkerung der Umgebung in die Festung flüchtete.

Die Ruinen lassen die einstige Größe und Vielseitigkeit der Anlage erkennen: Reste von Wohnhäusern, Wirtschaftsgebäuden, der Kapelle, Speicher, Küche und Stallungen sind erhalten. Die Anlage ist ein eindrucksvolles Beispiel mittelalterlicher Wehrarchitektur und bietet heute zahlreiche Aussichtspunkte, von denen besonders der Mantelturm einen weiten Blick über Bornholm und die Ostsee ermöglicht.

Besucherzentrum Hammershus

Seit 2018 bereichert das Hammershus Besucherzentrum die Ruinenlandschaft und präsentiert eine Ausstellung mit spannenden Einblicken in die Geschichte der Burg – besonders in ihrer Blütezeit um 1575. Themen wie Alltag, Freizeit, Bauwesen und Gerichtsbarkeit werden anschaulich und lebendig vermittelt.

Besucherzentrum Hammershus

Der Bau wurde vom Kopenhagener Architekturbüro Arkitema in Zusammenarbeit mit Christopher Harlang und Büro Happold entworfen. Seine moderne Architektur fügt sich beeindruckend gut in die umgebende Landschaft ein und schafft eine gelungene Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart.

Neben der Ausstellung beherbergt das Gebäude auch ein Café sowie Seminarräume. Von der großzügigen Terrasse bietet sich ein weiter Blick auf die Burgruine, die über eine Brücke durch die Schlucht erreichbar ist.

Kamelkopffelsen

Nur einen Steinwurf unterhalb von Hammershus ragen zwei markante Granitfelsen aus dem Meer: der Kamelkopf und der Löwenkopf. Wind, Regen und Meeresbrandung haben ihre Silhouetten über Jahrtausende geformt. Besonders bei tief stehender Sonne wirken sie fast lebendig. Vom Weg zur Burgruine aus bietet sich ein besonders schöner Blick auf diese Naturerscheinung.

Kamelkopffelsen vor Bornholm

Anreise nach Hammershus

Die Anreise zur Festung ist unkompliziert, denn Hammershus ist gut erreichbar  – du kannst dich zwischen mehreren Optionen entscheiden.

Mit dem Auto

Der kostenpflichtige Parkplatz P2 liegt ganz in der Nähe des Besucherzentrums. Von hier aus erreichst du die Ruine in wenigen Gehminuten.Die Parkgebühr beträgt 30 DKK für sechs Stunden und wird in der Zeit von Samstag vor Palmsonntag bis zum Ende der dänischen Herbstferien erhoben. Bezahlen kannst du bequem per App (EasyPark von ParkZone) oder am Automaten (Kennzeichen eingeben, mit Münzen oder Kreditkarte zahlen – ein Ausdruck fürs Armaturenbrett ist nicht nötig).

Der kleinere Parkplatz P1 direkt am Besucherzentrum ist ausschließlich Reisebussen und Fahrzeugen mit Behindertenparkausweis vorbehalten. Alternativ kannst du kostenfrei z. B. beim Parkplatz Hammersholm parken.

Zu Fuß oder mit dem Fahrrad

Wenn du Hammershus mit einer Wanderung verbinden möchtest, kannst du dein Auto im Küstendorf Vang abstellen und dem bildschönen Küstenpfad zur Ruine folgen. Auch von Sandvig aus führt ein schöner Wanderweg (ca. 1,5 Stunden), der am Opalsee vorbei führt, zur Festung. Dank des gut ausgebauten Radwegenetzes lässt sich die Strecke ebenfalls gut mit dem Fahrrad zurücklegen.

Mit dem Bus

Hammershus ist mehrmals täglich per Bus erreichbar, unter anderem ab Sandvig und Rønne. Die Fahrpläne variieren je nach Saison, bieten aber durchgehend zuverlässige Anschlüsse.

Aktivitäten in der Nähe von Hammershus

Ein Besuch der Burgruine Hammershus lässt sich ideal mit weiteren Aktivitäten in der Umgebung verbinden. Direkt angrenzend beginnt das Naturgebiet Hammerknuden mit seinen Granitklippen, Heideflächen und Küstenpfaden; die Gegend ist atemberaubend schön. Zahlreiche Wanderwege führen von Sandvig über Hammerodde und den Leuchtturm Store Fyr, zum bildschönen Opalsee und Hammeren-See schließlich bis nach Hammerhavn und Hammershus.

Praktische Tipps für den Besuch von Hammershus

Die beste Zeit für einen Besuch von Hammershus ist außerhalb der Sommerferien, etwa im Mai, Juni oder September. Dann ist das Wetter meist angenehm, die Sicht klar und die Wege weniger belebt. Besonders stimmungsvoll ist ein Besuch am Abend: Die untergehende Sonne taucht die Ruine in ein warmes Rot, und die oft hektische Atmosphäre des Tages weicht einer beeindruckenden Ruhe.

Wichtig: Das Gelände rund um Hammershus ist weitläufig, steil und stellenweise uneben. Festes Schuhwerk ist daher ein Muss, ebenso wie wetterfeste Kleidung – das bornholmtypische Wetter kann rasch umschlagen. Der Weg zur Ruine ist zwar gepflastert, aber nur bedingt für Rollstühle geeignet. Mit einem geländegängigen Kinderwagen ist die Strecke jedoch gut machbar.

Luftaufnahme Hammershus

Tipp für Familien: Im Juli und August bietet Bornholms Mittelalterzentrum spannende Führungen zur Burg an – besonders beliebt bei Kindern.

Fazit 

Die imposante Festungsruine Hammershus ist unbestritten die berühmteste Sehenswürdigkeit auf Bornholm. Als größte Burgruine Nordeuropas bildet sie eindrücklich die wechselvolle Geschichte der Insel und die Machtkämpfe vergangener Jahrhunderte ab. Die strategische Lage auf den steilen Klippen des Hammeren-Massivs bietet atemberaubende Panoramen über die Ostsee, während das moderne Besucherzentrum das Leben hinter den Burgmauern eindrucksvoll rekonstruiert. Besonders fesselnd ist die Geschichte der prominenten Gefangenen Leonora Christina, die dem Ort zudem eine beinahe dramatische Note verleiht.

Ein Besuch von Hammershus ist somit ein absolutes Muss für jeden Bornholm-Urlaub. Die Erkundung der weitläufigen Ruinen und der Besuch des informativen Besucherzentrums lassen Geschichte lebendig werden. Ideal kombiniert wird der Ausflug  mit einem Besuch der zusammengewachsenen charmanten Küstenorte Allinge-Sandvig oder einer Wanderung durch die reizvolle Naturlandschaft des Hammeren-Gebiets.

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